Vom Loslassen

Vom Loslassen

Loslassen- überall hört und liest man das Wort zwischen den Jahren, es ist eine Zeit des Besinnens, man hält Rückschau, was will ich loslassen, was war gut im alten Jahr, was hat sich bewährt und darf bleiben.
Für was bin ich dankbar und was hat mich bereichert, welche Menschen habe ich getroffen, die mein Leben voller und wärmer machen und welche habe ich hinter mir gelassen, weil sie mir nur Energie rauben.
Mein Feed auf Instagram und Facebook ist voll von Rückschauen und Ausblicken. Und vielen, vielen Fragen: Was will ich im neuen Jahr erreichen, wie kann ich mehr Achtsamkeit in meinem Leben integrieren?
Mehr bei mir bleiben, besser für mich sorgen und so mehr Energie für mich und meine Familie haben?
Wie kann ich mich gesünder und auch nachhaltiger ernähren, meinen ökologischen Fußabdruck verbessern und damit auch meinen Kindern Vorbild sein?
Wie kann ich mich sozial engagieren, um damit auch meinen Teil dazu beizutragen, damit die Welt ein kleines bisschen besser wird? Wie kann ich alte Dinge loslassen? Und neue Strukturen in meinem Leben installieren?
Wie kann ich meine Ideen erfolgreicher umsetzen? Wie kann ich mein Familienleben leichter gestalten?
Viele Fragen, die bei mir eher Druck und Streß aufbauen, statt abbauen. Im Alltag mit drei Kindern, die alle Ferien haben und sich über eine Mutter freuen, die nicht arbeiten muss, bleibt die Zeit für eine besinnliche Rückschau auf der Strecke, auch die Zeit um neue Pläne zu machen ist sehr begrenzt. Neben dem, dass mir Pläne auch oft eher noch mehr Streß machen, statt zu nehmen. Denn ich bin leider ein Mensch, der sich gern zu hohe Ziele setzt, bzw. Pläne macht, die mit den Eventualitäten einer Familie oft nicht vereinbar sind. Ich weiß, ich müsste es nach zwölf Jahren Muttersein besser wissen und doch, dachte ich beispielsweise im Herbst, dass ich es schaffe neben meinem 20 Stunden Job im sozialen Bereich und meiner Praxis für Coaching und Beratung für Mütter und meinen Kindern, noch einen Onlinekurs aufzustellen.

Das Leben hat mich mal wieder etwas anderes gelehrt, meine Kinder, mein Mann und ich waren fast acht Wochen am Stück krank, mein jüngster Sohn schlief kaum in dieser Zeit und ich war und bin am Ende meiner Kräfte.
Ich habe dann alles abgesagt und verschoben, was nicht unbedingt notwendig war, ich musste die Notbremse ziehen, denn sonst hätten meine Kinder ohne mich Weihnachten feiern können.
Wir hatten dadurch eine ruhige besinnliche Adventszeit und haben zwei familiäre Geburtstage am 23.12 und 24.12., sowie Weihnachten entspannt genießen können.

Auch sonst war unser Jahr für mich nicht gerade das Beste, ja ich bin dankbar das wir uns alle haben, das meine Kinder gesund und munter sind, das mein Mann und ich ein gutes Team und Liebespaar sind, dass ich Freunde habe, die es mir verzeihen, dass ich dieses Jahr über lange Strecken, oft real, aber auch mental nicht erreichbar war, dass ich eine Mutter habe, auf die ich immer zählen kann und doch war dieses Jahr in vielen Teilen einfach anstrengend, traurig und Kräftezehrend. Ich bin ausgelaugt und müde und hätte ganz gern, mal eine kurze Pause von meinem Leben.

Ich lese viel vom Loslassen und gehen lassen, und da taucht bei mir immer wieder die Frage auf: wie geht es denn dieses Loslassen?
So einfach es klingt, so schwierig und auch manchmal traurig ist es etwas loszulassen, besser gesagt sich von etwas zu verabschieden, was sich bewährt hat und nun doch vielleicht nicht mehr passend ist. Oder das so nicht mehr passt und vielleicht einer Transformation bedarf.

Vielleicht geht es auch nicht darum etwas loszulassen, sondern nur etwas an einen anderen Platz zu verschieben, so dass etwas Neues daneben oder davor stehen kann. Es also zu integrieren und als einen Teil anzuerkennen, den ich vielleicht nicht mag oder gar ablehne. Ich muss etwas Altes nicht wegschmeißen, ich kann auch einfach einen neuen Platz dafür suchen oder es weitergeben, oder es umwandeln in etwas Neues.
Viele Ideen, Wünsche, Hoffnungen und Selbstbilder sollen losgelassen werden, um Platz für neues zu schaffen, aber warum soll etwas entsorgt werden, dass mir vielleicht in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort Halt gegeben hat? Das mich vielleicht bei der Stange gehalten hat und mir geholfen hat weiterzumachen? Und auch wenn es ein Muster oder eine Hoffnung ist, die mir Kraft raubt, so ist doch eher die Frage zu stellen, wie kam ich denn überhaupt auf diese Idee und warum klammere ich immer wieder daran?
Welchem Bild von mir renne ich hier hinter her und wen möchte ich damit beeindrucken?
Dieser Prozess ist für mich ein lebenslanger, er ist nicht in ein paar Tagen zu erledigen. Es ist eine Arbeit an sich selbst, die immer lohnenswert ist, da dadurch die innere Landkarte immer weniger blinde Flecken hat und immer bunter und reicher wird.
Es ist eine Arbeit die meistens schmerz-und tränenreich ist und gleichzeitig belohnt sie so reich, da sie mit jedem Schritt eine größere Selbstakzeptanz und Selbstliebe mit sich bringt.

Und dann gibt es auch die Fälle, in denen das Wort Loslassen, völlig fehl am Platz ist: wenn ein geliebter Mensch gegangen ist, möchte man die Erinnerung nicht loslassen, da es gefühlt gleichgesetzt wird, mit vergessen. Hier macht es keinen Sinn für die Psyche loszulassen, denn sie möchte den geliebten Menschen nicht vergessen, im Gegenteil, er soll einen festen und auch für andere sichtbaren Platz haben, damit er präsent bleibt.

In diesem Sinne meine Lieben, wünsche ich euch von Herzen, dass ihr euch selbst den Platz im Leben einräumt, den ihr braucht, um bei euch zu bleiben und den Weg mit Kraft zu gehen, der zu euch passt und euch traut auch den ungeliebten und unangenehmen Seiten an euch, ab und an einen Blick zu schenken, nicht nur zwischen den Jahren, sondern Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Ich habe mir für das neue Jahr den Kalender ‚ein guter Plan‘ bestellt, da ich auch gerne vergesse für mich selbst zu sorgen, obwohl ich das immer predige, ich werde euch also berichten, ob er das hält, was er verspricht.

Außerdem könnt ihr euch bei Detail-verliebt.de (https://www.detail-verliebt.de/2018/11/18/kalender-zum-ausdrucken/) einen Kalender herunterladen, der euch hilft, jeden Monat ein anderes Thema anzugehen, zum Beispiel genug trinken, genug schlafen, gesund ernähren und anderes. Ich habe ihn mir heruntergeladen und freue mich schon, morgen damit zu starten.

Ich wünsche euch von Herzen ein gesundes, liebevolles und zufriedenes neues Jahr 2019.

Seid lieb umarmt

Nina