Wütende Kinder

Wütende Kinder sind für viele Eltern ein Graus. Das Trotzalter oft ein Damoklesschwert was über uns hängt. Wütende Kinder sind oft unberechenbar, die Wut kommt hier bei uns, oft aus für mich heiterem Himmel.

Sie schüttelt das kleine oder auch schon große Wesen vor mir, lässt es schreien, um sich schlagen, sich auf den Boden werfen.

Meine Jungs sind alle drei große Wüteriche, sie sind hoch emotional und wenn ihnen etwas nicht passt, dann werden sie auch mal recht schnell wütend. Woher sie das haben? Wo ich doch immer und immer ausgeglichen und ruhig bin? Nein, dass bin ich nicht, ich bin auch sehr emotional, zeige offen meine Gefühle und stehe dazu.

Denn das habe ich in meiner Reise durch meine und die Gefühlswelt anderer gelernt, Wut und Trauer, Angst und Scham, Neid und Enttäuschung, und all die anderen negativen, bzw. als unangenehme empfundenen Gefühle sind nichts schlechtes. Sie haben genauso ihre Berechtigung, wie die positiven Gefühle, wie beispielsweise Freude, Glück, Zufriedenheit, Entzückung, Geborgenheit, und weitere, die ein angenehmes Gefühl hervorrufen.

Gerade die Wut ist ein sehr verpöntes Gefühl, sie soll sich bitte möglichst gar nicht zeigen und wenn dann nur zuhause im stillen Kämmerlein.

Als Mutter bekommt man das besonders gerne zu spüren, wenn das Kind den klassischen Wutanfall an der Supermarktkasse bekommt. Wütende Kinder sollen bitte Zuhause bleiben.

Alle Menschen um einen herum, versuchen mit ihren Tipps, Tricks und Ratschlägen das Kind dazu zu bekommen, das Schreien und Wüten einzustellen. Denn ein schreiendes und wütendes Kind, verursacht meist eigene unangenehme Gefühle; entweder es geht einem auf die Nerven und in der weiteren Folge empfindet man ebenfalls Wut oder zumindest Ärger, es kann aber auch Mitleid auslösen und das Bedürfnis das Kind zu trösten oder aber es löst, insbesondere bei der Mutter Scham aus, denn scheinbar hat sie ihr Kind nicht im Griff. Denn laute, schreiende wütende Kinder gehören nicht in den öffentlichen Raum.

Das habe ich leider schon selbst leidvoll erfahren müssen, Z. B. als ich mit meinem mittleren, damals 5 Monate alten Sohn an der Kasse stand und er schrie, weil er gerne auf den Arm wollte und eine Frau mich anfuhr; ob ich denn das Schreien nicht abstellen könne? Oder als ebenfalls mein Mittlerer die Treppe nicht hochgehen wollte und wirklich fürchterlich schrie, kam ein Mann aus dem Büro im 1. Stock geschossen und fuhr mich an, dass er so nicht arbeiten könne! Ich aber kurz vor der Geburt meines 3. Sohnes konnte ihn tatsächlich nicht in den 3. Stock tragen.

Diese Situationen machen die Wutanfälle für die Mütter und Väter nicht einfacher, eigentlich bräuchten sie nun alle Kraft und Nerven für ihr Kind und doch mischt sich die Umwelt häufig ein und gibt negative Rückmeldung.

Und dabei sind genau diese Situationen für die Kinder doch so wichtig!

Wenn wir es schaffen, dem Kind seine Wut zu lassen, zuwarten bis die Ohnmacht etwas nicht zu bekommen oder nicht zu dürfen, in dem kleinen Körper wieder seinen Platz gefunden hat, es das Gefühl hat, es darf wütend sein und wird trotzdem geliebt, so haben wir etwas Großes geschafft: wir haben das Kind dahingehend begleitet, dass seine Gefühle richtig sind, das es seinen Gefühlen trauen darf, dass es richtig ist, so wie es ist.

Denn dass ist es was viele Menschen in mühe-und schmerzvoller Therapie oft häufig wieder lernen müssen, ihren Gefühlen zu trauen, dass es hier kein falsch gibt, sondern nur ein richtig, das ein Gefühl immer seine Berechtigung hat.

Unsere Aufgabe ist es wütende Kinder dahin zu begleiten, das sie mit der Zeit lernen ihre Gefühle zu regulieren und sie dahin gehend zu schulen, genau wahrzunehmen, was hat mich denn nun so wütend gemacht, was hat für mich gerade nicht gestimmt und wie kann ich es für mich ändern.

Denn die Wut ist nur ein Zeichen dafür, das gerade etwas für mich ganz und gar nicht gepasst hat.

Wie mache ich das nun mit meinen Kindern? Sie dürfen immer ihre Wut äußern und sie auch zeigen. Bei den jüngeren Kindern begleite ich sie tatsächlich durch den Wutanfall indem ich ihre Gefühle spiegele oder einfach da bin. In Situationen die leider unabänderlich und meist noch unter Zeitdruck passieren hilft hier zumindest oft, einfach ein wahrnehmen der Wut, zum Beispiel: ‘ ich weiß, du möchtest jetzt deine Schuhe nicht anziehen und bist wütend darüber, aber ich muss nun in die Arbeit und es geht nicht anders.’ Allein die Wahrnehmung ändert oft die Situation.

Denn wer von uns möchte denn nicht einfach nur mal wahrgenommen werden? Wer möchte nicht gerne, dass der andere einfach mal, zumindest kurz sieht, wie es uns geht? Und unseren Kindern geht es nicht anders, in dem Moment, wo ich zu meinem Großen sage, ich verstehe sehr gut, dass du jetzt sauer auf mich bist, ist die Situation schon fast wieder geschafft und er kommt kurz darauf zu mir und wir lösen gemeinsam die Situation.

Und nach der Wut kommt oft die Trauer, die Kinder brauchen uns dann, unsere Wärme und Geborgenheit, unsere Arme die sie halten, unsere Liebe, die ihr Boden ist auf dem sie wachsen.

Ich weiß es ist nicht einfach, da wir alle häufig anders erzogen sind, aber es lohnt sich der Wut einen guten Platz im Leben bei sich und den Kindern einzuräumen. Sie zeigt uns, wenn etwas für uns nicht stimmt und das ist so wertvoll. Denn wenn du ständig etwas hinunterschluckst, was eigentlich nicht stimmig ist, dann bekommst du irgendwann Bauchschmerzen, seelische Bauchschmerzen.

Ich wünsche dir dazu viel Kraft und vertraue deinen Gefühlen es lohnt sich!

Alles Liebe

Nina