Keine Angst vor der Pubertät

Um die Pubertät ranken sich viele Gerüchte und Geschichten.Mein Großer ist nun 11 Jahre alt, naja fast schon elfeinhalb und seit ein paar Wochen ist die Vorpubertät bei uns eingezogen. Er zweifelt an sich und an allem , wir sind doof, verstehen ihn grundsätzlich eigentlich nicht und wollen nur unsere Macht ausspielen. Er zieht sich an wie ein Rapper, hört laut in seinem Zimmer Musik, findet Graffiti cool und andere Sachen lol. Er fragt mich, ob er hübsch ist und ob ich finde, dass seine Haare richtig sitzen.

Ich sehe ihn an und frage mich, wo der kleine schüchterne Junge geblieben ist, der nur Hand in Hand mit mir durch die Straßen ging, der sich an mich schmiegte und mir ins Ohr flüsterte:“ Ich hab dich lieb Mama.“

Nun führen wir Gespräche über Krieg und Frieden, er fragt mich Sachen: „Mama, warum gibt es Krieg?“Er fragt mich was Drogen sind und ob ich die Zeitschrift Bravo kenne. Er interessiert sich für alles, macht sich Gedanken über Gott und die Welt und ist mitfühlend, manchmal zu Tränen gerührt über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Letzte Woche schrieb er einen Brief an Donald Trump mit der Bitte doch endlich den Krieg in Syrien zu beenden, da es dort so viele Kinder gibt die leiden.

Und ich sehe ihn immer wieder an und frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Erst gestern habe ich ihn doch das erste Mal in den Armen gehalten, das erste Mal seinen wunderbaren Babyduft gerochen, wo ist die Zeit. Wo ist sie hin?

Nun ruft er mich manchmal an und sagt, Mama, ich gehe heute zu meinem Freund ok? Bis Morgen. Er fährt alleine durch die Stadt, macht seine eigenen Erfahrungen mit Freunden und wird sich später an dieser oder jener Ecke an diese Zeit erinnern, in der es so viele erste Male gab.

Er füllt nun seine Stadt mit seinen ganz eigenen Erinnerungen und Erfahrungen und ich bin nicht mehr dabei.

Ich sehe ihn gehen und fühle mich zurück versetzt in meine Zeit, in der es wichtig war mit den Freunden rumzuhängen, denn nur sie konnten wirklich verstehen wie ich mich fühlte. Diese Zeit zwischen Kindheit und Pubertät, das Abschiednehmen vom Zauber der Kindheit, diese Zeit in der Weihnachten und Geburtstag an Magie verlieren, in der Vieles sich neu ausrichtet.

Ich freue mich über ihn und bin unendlich stolz, ich bin glücklich, dass er immer noch möchte, dass ich ihm abends seinen Gutenachtkuss gebe und er mir immer noch viel von dem erzählt, was ihn bewegt. Ich bin sehr froh, dass er mir immer noch sagt, dass er mich lieb hat und manchmal noch auf meinem Schoß sitzt. Ich bin beruhigt, dass er mich nicht belügen kann, sondern mir die Wahrheit erzählt, auch wenn er dann nicht so gut da steht. Ich bin sehr dankbar, dass wir eine gute Basis miteinander haben. Pubertät du kannst kommen! Wir sind gut vorbereitet und gerüstet!